GLOBAL KRYNER Coverstories
- spannendes musikalisches Primärmaterial
Für ihr sechstes Album
haben sich die GLOBAL KRYNER etwas ganz
Besonderes einfallen lassen und eine Menge deutscher Pophits mit ihrer unnachahmlichen Polka-Handschrift versehen. Über das gelungene musikalische Ergebnis unterhielt sich inMusic mit CHRISTOF SPÖRK (Gesang & Klarinette).
inMusic: Könnt ihr mir bitte zu Anfang etwas darüber erzählen, wie ihr auf die
Idee gekommen seid, ein komplettes Album mit Polkaversionen bekannter deutschsprachiger Songs einzuspielen?
Christof Spörk: Das war ein ganz logischer Schritt, wenn man unsere Geschichte als
Band kennt. Wir begannen ja 2004 mit dem unbescheidenen Anspruch, jede Melodie, jeden Welthit „verkrynern“ zu können. Also kurz gesagt, mit unseren Instrumenten eine
Art globalisierten Oberkrainersound zu verwirklichen. Damals waren es englischsprachige Welthits. Da ging es mehr um die Melodien und den
Überraschungseffekt, Pophits ganz anders wahrzunehmen. Die deutschsprachigen Hits haben den Vorteil, dass nicht nur die Verarbeitung der Musik spannend ist,
sondern auch sprachlich und damit sängerisch eine neue Ebene betreten wird.
inMusic: Ist euch die Songauswahl schwer gefallen oder habt ihr euch relativ
schnell auf die 12 Coverversionen, die auf der CD zu hören sind, einigen können?
Christof Spörk: Schwer war es nicht. Unser Auswahlkriterium war nicht, persönliche
Lieblingslieder zu bearbeiten. Das wäre auch kein besonders guter Ausgangspunkt, weil man da Gefahr läuft, zu respektvoll zu sein. Ehrlich gesagt, kannte ich einige Titel
unserer CD „Coverstories“ nicht einmal. Tja, ist wohl ein bisschen peinlich. Aber ich höre eben privat nicht Culcha Candela, Ich & Ich oder Rammstein. Es ging vielmehr
darum, originelles und im Kern auf irgendeine Weise spannendes musikalisches Primärmaterial zu finden. Und das haben wir dann gemeinsam und ohne Noten zu
„unseren“ Songs gemacht. So wie ein Bildhauer eben seinen Stein bearbeitet.
inMusic: Was könnt ihr mir denn über die Entstehung des Albums erzählen?
Christof Spörk: Ich denke, dass die Vorarbeit doch recht aufwändig war: angefangen
vom Okay-Einholen der jeweiligen Künstler über Umschreiben der Texte und dem musikalischen Ausarbeiten der Arrangements. Die Arbeiten an dem Album
gestalteten sich zudem schwierig, weil wir mittlerweile über halb Mitteleuropa verstreut wohnen. Sabine wohnt in Hamburg, ich im Dreiländereck
Ungarn/Slowenien/Österreich. Der Rest irgendwo dazwischen. Also das Zusammenkommen ist derzeit das größte Problem. Wenn wir einmal beisammen
sind, springt bei uns glücklicherweise der Funke sehr schnell. Liegt wohl daran, dass wir uns derzeit besonders gut verstehen. Und dass jede Idee, sei sie noch so
verrückt, zunächst einmal zugelassen wird. Eine gute Arrangement-Idee braucht vorher oft vier, fünf andere Ideen als musikalischen Humus. Die hört man dann nicht
mehr. Aber ohne diese teils ziemlich schrägen Ideen kämen wir oft nicht auf die eine, wunderbare und einzigartige Lösung, mit der alle zufrieden sind. Diese Umwege
zuzulassen ist die große Kunst, die wir derzeit glaube ich sehr gut beherrschen.
inMusic: Gab es Songs, die nicht auf die CD konnten?
Christof Spörk: Nicht auf der CD sind zwei spannende Arrangements: „Männer sind
Schweine“ von den Ärzten als Macho-Polka und „Skandal im Sperrbezirk“ von der Spider Murphy Gang im 7/8tel Takt. Alle anderen 12 Bearbeitungen haben die
Autoren und Komponisten durch gewinkt. Was natürlich eine große Ehre ist bei Künstlern wie etwa Herbert Grönemeyer, von dem man weiß, dass er besonders
ungern Bearbeitungen seiner Lieder frei gibt. Unser Dank gilt aber auch der Plattenfirma, die viele Monate Zeit investiert hat, um die Okays zu bekommen. Da gehört viel Fingerspitzengefühl dazu.
inMusic: Welche Erinnerungen habt ihr an die eigentlichen Studioarbeiten?
Christof Spörk: Das Studio verleitet zum Basteln. Das haben wir bewusst vermieden.
Unsere Philosophie war es bei dieser CD nur Musik aufzunehmen, die wir auch live so spielen können. Daher ist auch kein Track auf dem Album, der nicht am Stück
eingespielt wurde. Meist haben wir drei, vier Anläufe, dann muss das Ding drinnen sein. Ausgeputzt darf natürlich schon werden. Aber auch da sind wir besonders
restriktiv, weil unsere Erfahrung gezeigt hat, dass die Perfektion des Einzelnen meist zu Lasten der Energie des Gesamten geht. Sprich: Lieber ein unsauberer Ton mit
richtigem Feeling als ein perfekter Ton ohne energetische Verbindung zum Rest der Band.
inMusic: Meine persönlichen Favoriten auf der CD sind die Rammstein-Adaption „Engel“ und das bitterböse „Taubenvergiften“ von
Georg Kreisler. Habt ihr auch persönliche Favoriten auf der CD?
Christof Spörk: Ich denke, jedes Bandmitglied hat da so seine Favoriten. Meine
wechseln fast wöchentlich. Aber „Engel“ und „Taubenvergiften“ sind auch bei mir ganz vorne dabei. Georg Kreisler und Rammstein sind ja auch gewissermaßen zwei
Grenzsteine dieser CD, die voneinander nicht viel weiter entfernt sein können. Wir haben schon sehr drauf geachtet, dass die Originalkünstler und die Inhalte der
Originalsongs Eckpunkte der deutschsprachigen Song-Geschichte darstellen, die gemeinsam eine Art geographisches und künstlerisches Netz aufspannen.
Deswegen gibt es eben auch einen ursprünglich ostdeutschen Song, („Über sieben Brücken musst Du gehen“) oder drei österreichische Interpreten („Kommissar“ von
Falco, „Die süßesten Früchte“ von Peter Alexander, „Taubenvergiften“). Leider haben wir kein geeignetes Schweizer Lied gefunden. Das hätte ich auch gerne drauf gehabt.
inMusic: In welcher Stimmung bzw. in welcher Atmosphäre sollte man eure CD am besten in den CD-Player einlegen?
Christof Spörk: Das sei jeder Hörerin und jedem Hörer selbst überlassen. Viele Fans
sagen mir, Global Kryner sei ein musikalisches Antidepressivum. Mir geht es da nicht anders. CD rein und ein Lächeln zieht auf...
inMusic: Welche Musik hört ihr denn so privat?
Christof Spörk: Da gibt es die unterschiedlichsten Neigungsgruppen. Die
Soulfraktion, die Jazzfraktion, die Klassikfraktion, die Weltmusikfraktion, ja natürlich auch die Oberkrainerfraktion. Schnittmengen gibt es da zahlreiche, aber jeder
funktioniert anders. Wenn Musiker zusammen sind, gibt es jedoch selten wirklich „privates“ Musikhören. Das kollektive Musikerhirn läuft immer irgendwie mit. Auf
längeren Autofahrten hören wir dann sicher weniger Musik als Normalverbraucher. Das wäre viel zu anstrengend, weil nebenbei Hören irgendwie gar nicht geht. Da ist
Deutschlandfunk mit seinen Wortprogrammen oft der kleinste gemeinsame Nenner...
inMusic: Noch eine Botschaft an die Fans?
Christof Spörk: Wir freuen uns wahnsinnig über jeden, der sich unsere CD kauft. Und
wir freuen uns besonders über die vielen Komplimente von Menschen, die zuerst die CD hören und uns erst dann live erleben.
Rainer Guérich CD: Coverstories (Wildwechsel/Universal)
www.globalkryner.at
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