JOKE JAY Fiasko Deluxe
inMusic sprach mit Ex-And One SĂ€nger JOKE JAY ĂŒber seinen gelungenen Solo-CD Einstand âFiasko Deluxeâ.
inMusic: Was kannst du mir ĂŒber dein neues Album erzĂ€hlen, das den bedeutungsschwangeren Titel âFiasko Deluxe" trĂ€gt?
Joke: Dass es ein wirkliches Fiasko war, dieses Album zu produzieren. 3 Jahre haben wir getĂŒftelt, probiert und wieder verworfen.
Wir wollten uns mit der âFiasko Deluxeâ auf einem schmalen Grat zwischen den Musikstilen bewegen. Die CD sollte anders als andere Produkte aus der âSzeneâ klingen.
SchrÀg und trotzdem populÀr! Mit dem Endprodukt sind wir wirklich mehr als zufrieden. Es hat uns einen regelrechten Kreativschub gegeben - wir sitzen bereits im Studio, um am zweiten Album zu
arbeiten.
inMusic: Worin liegen deiner Meinung nach die gröĂten Unterschiede zwischen Joke Jay und deiner ehemaligen Band And One?
Joke: NatĂŒrlich sind Ăhnlichkeiten nicht zu verleugnen, aber das macht auch nichts,
schlieĂlich war ich doch 9 Jahre bei And One angestellt. Man könnte die âFiasko Deluxeâ sicherlich mit einer âNordhausenâ vergleichen, die ich mitproduziert habe,
aber wohl kaum mit einer der neueren Scheiben von And One. Wir bewegen uns in eine völlig andere Richtung. WÀhrend And One mittlerweile die EBM-Fraktion bedient, wandeln wir auf dem Grad der 80er/NDW.
inMusic: Ist es richtig, dass du die Songs und Texte zusammen mit Koerba geschrieben hast?
Joke: Ich schreibe alle Ideen und Songs auf dem Labtop. Das macht mich einfach
unabhĂ€ngiger. Eine schöne Sache, das virtuelle Studio. Mit einer handvoll Schlager bewege ich mich guter Dinge zu Koerba ins Studio, der schon sehnsĂŒchtig auf meine
musikalischen ErgĂŒsse wartet. Sounds werden ausgetauscht oder gedoppelt. Eine Gesangslinie entsteht, vielleicht sogar schon der Text. Melodien werden ausgefeilt.
Dann wird erstmal Pizza bestellt und X-Box gespielt. Manchmal gebe ich auch einen Schlager direkt in Koerbas Obhut, weil ich weiĂ, dass der Song anschlieĂend genauso klingt, wie wir es haben wollten.
inMusic: Was kannst du mir zu den eigentlichen Studioaufnahmen erzÀhlen?
Joke: Die sind ziemlich kompliziert, weil Koerba ein pingeliger Perfektionist ist. Das
nervt zwar extrem, macht sich aber bezahlt. Drums vom Sampler werden durch einen Drummer gedubt. Das verleiht der ganzen Akustik mehr Leben und klingt nicht mehr
so sequenzerhaft. Auch werden Melodien und Sequenzen nicht immer exakt quantisiert. Das lÀsst alles etwas live und rockiger klingen. Elektronische Musik hat
leider immer den Nachteil, dass sie schnell monoton wirkt, wenn nicht etwas Dolles passiert. Wichtig bei den Texten ist, dass sie nicht allzu pathetisch ausfallen. Wir
versuchen unsere Erlebnisse immer mit Humor und Sarkasmus zu verarbeiten.
inMusic: Auf der Platte gibt es hochkarÀtige Gastauftritte, u.a. von Angelzoom, Funker Vogt und Mastertune. Wie kam es dazu?
Joke: HochkarÀtig wÀre David Bowie oder Elvis Presley. Es sind alles Musiker, die in
der âElektro-Szeneâ etwas bewegt haben, die aufgrund ihrer Musik aufgefallen sind. Gleichzeitig sind das aber auch gute Freunde von uns, das hat die Kontaktaufnahme
schwer vereinfacht. - Angelzoom, die ein furioses DebĂŒtalbum veröffentlicht hat, war prĂ€destiniert fĂŒr den choralen Background- Gesang. Jens KĂ€stel von Funker Vogt und
Steffen Maywald von ehemals Mastertune sind die besten Shouter, die ich kenne. Ich freue mich die Genannten zu meinem Freundeskreis zu zÀhlen, aber eine haben wir
vergessen, die erheblichen Anteil am Klangbild der âFiasko Deluxeâ hat. Sophia! Eine zierliche, hĂŒbsche Frau, mit einer Stimme, die einen umhaut. Wir sind alle
verliebt in Sophia. Aber nur, wenn sie uns weiterhin live unterstĂŒtzt.
inMusic: "In Farbe" erinnert mich stark an den Spliff-Sound der 80iger Jahre, Zufall?
Joke: Das höre ich ĂŒbrigens nicht zum ersten Mal. The Spliff Radio Show , eine
Hammer CD, lungert noch irgendwo in meinem Sortiment herum. Allerdings wÀre ich nie auf die Idee gekommen, irgendetwas davon in unsere CD zu importieren.
Allerdings scheint ja etwas dran zu sein an deiner Aussage. Ich glaube, das kann man auch als Kompliment auffassen.
inMusic: Welche Mucke hörst du eigentlich privat?
Joke: Jede Art von Musik zur richtigen Zeit. Im Wirtshaus zu einem Bier gibt es nichts
Besseres als gepflegte Volksmusik. Da möchte ich nicht Pantera hören. Ich glaube, dass es wichtig ist, Musik ĂŒberhaupt zu verstehen, nĂ€mlich als Transport von GefĂŒhl
und Information. So sollte es jedenfalls sein. Es gibt natĂŒrlich auch viele KĂŒnstler, die keinen gesteigerten Wert auf diesen Transport legen. Aber ĂŒber Scooter rede ich nicht...
Rainer Guérich CD: Fiasko Deluxe (Wannsee Records/edel)
www.jokejay.de
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