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ENGELSSTAUB
inMusic: Die unter dem Titel “Akashic Recordings” erscheinenden Aufnahmen von Engelsstaub stammen aus den letzten 12 Jahren. Ich kann mir vorstellen, dass du im Vorfeld der Veröffentlichung dazu einiges an Recordings durchforsten musstest? Schließlich reichen die Stücke noch in eure Anfangsphase von 1990, als ihr noch zu viert (damals noch mit Keyboarder Manfred Bickmeier) aktiv wart... Mark: Ja, das war schon eine ganze Menge Arbeit. Im Laufe der Zeit hatten sich eine Menge DAT-Tapes angesammelt, die ich alle irgendwie erstmal ordnen musste. Und das war streckenweise gar nicht so einfach, da es in der Regel von jedem Stück mindestens 3 Versionen (inkl. dem Endmix) gab, die ich dann erstmal finden musste. Zumal auf einigen Tapes gar nicht gekennzeichnet war, welche Version wir denn damals aufgenommen hatten. Zum Glück gibt es aber doch genügend kleine Unterschiede zwischen den einzelnen Versionen, so dass ich das dann doch herausfinden konnte... inMusic: Erstaunlich ist, dass trotz der unterschiedlichen Bandphasen innerhalb der letzten 12 Jahre die CD erstaunlich homogen klingt! Mark: Das liegt zu einem großen Teil am Mastern. Da kannst du die einzelnen Stücke untereinander doch schon ein bisschen anpassen, obwohl man den Titeln doch schon die Jahre anmerkt. Vor allem kann man mit dieser CD nun aber die Historie unserer Band besser nachvollziehen. Gerade, da aus der Les Fleurs Du Mal-Phase ja später auch Engelsstaub-Titel hervorgegangen sind. inMusic: Gab es denn die 5 Titel von der “Madre Del Vizio/Les Fleurs Du Mal”-Split-LP (ursprünglich waren es 6, ein Titel konnte aus rechtlichen Gründen nicht mit auf die CD, d. Red.) bisher schon einmal auf CD? Mark: Nein, die gab es damals nur auf Vinyl-Basis. Und als die CDs dann später bezahlbar wurden, hatte sich das Projekt bereits verlaufen. inMusic: Eine ganz neue Klangfarbe habt ihr im Laufe der Jahre natürlich auch durch den Positionswechsel von Silke innerhalb der Band bekommen. Bei Les Fleurs Du Mal spielte Silke noch den Bass und wechselte dann bei Engelsstaub mit ihrer unverkennbaren Stimme ans Mikro... Mark: Ja, ursprünglich hatte Silke auch bei unserem Gothic-Projekt Madre Del Vizio den Bass gespielt. Als wir mit Engelsstaub 1992 starteten, spielte sie dann auch den Bass, aber peu à peu fand dann der Wechsel zum Mikro statt. Ich bin von den Vocals immer mehr abgerückt, weil ich meine Position innerhalb von Engelsstaub eher in Dingen wie Produktion und Arrangement sehe. Außerdem singt Silke wirklich toll... inMusic: Wie stehst du eigentlich zu den alten Aufnahmen, ausgehend von dem technischen Know How, über das du heute verfügst? Welche Gefühle hast du mit diesem teilweise doch recht großen, zeitlichen Abstand? Mark: Also manchmal, wenn ich diese alten Aufnahmen höre, denke ich: “Schau an, wir haben damals schon sehr gut gearbeitet, mit dem wenigen Equipment, das uns zur Verfügung stand.” Auf der anderen Seite haben diese Tracks auch schon etwas “Nostalgisches” an sich. Es sind halt Zeitdokumente, an die eine Menge Erinnerungen gebunden sind. Deswegen haben wir der Kompilation ja auch den Namen “Akashic Recordings” gegeben. inMusic: Was bedeutet der CD-Titel eigentlich? Mark: “Akashic Recordings” ist angelehnt an das theosophische Konzept der “Akasha Chronik”, unter der eine allumfassende Ereignisdatenbank des Weltgeschehens zu verstehen ist. In dieser Chronik werden alle persönlichen Erfahrungen, alle Gedanken und Handlungen der Welt archiviert. Und zwar in Form von komplexen, bildhaften Vorstellungen, Klängen und anderen sensorischen Reizen. Da wir mit unserer Musik auch immer akustische Bilder gezeichnet haben, hat die Kernaussage dieser Chronik zu dem Konzept unserer Kompilation sehr gut gepasst. Gerade weil auf der CD musikalisch ja in die Vergangenheit, die Gegenwart und mit den beiden neuen Stücken “1226 ad” und “The Damned Don’t Cry” (dem Visage-Cover) eventuell sogar in die Zukunft von Engelsstaub geblickt wird. Tja, und in die Akasha Chronik selbst findet man Zugang, wenn man in einem bestimmten, mystischen Zustand ist. Und eben diesen Zustand wollen wir mit unserer Musik auch schaffen... inMusic: Wie geht es denn mit Engelsstaub jetzt weiter? Ist schon eine neues Album in Arbeit? Mark: Ich hab’ zwar schon ein paar Demos eingespielt, aber das Nächste, was jetzt ansteht, ist ein Benefizprojekt von Van Langen. Van Langen ist ein Mittelalterrocker aus München, der mit diesem Projekt konfessionslosen Kinderkrankenhäusern in Bethlehem und Jerusalem helfen möchte. Und für diese CD haben wir das Palästina-Lied von Walther von der Vogelweide aufgenommen. Das sind im Original 19 Strophen, die von allen möglichen Mittelalter--Bands irgendwann schon einmal gecovert wurden, allerdings immer nur auszugsweise. Und Van Langen wollte nun mit seinem CD-Projekt endlich einmal alle 19 Strophen komplett aufnehmen. Er konnte dafür auch alle möglichen Bands, wie Evil Babes, Corvus Corax, Tanzwut u.v.a. gewinnen. Auch wir haben als Engelsstaub dann nach seinen Vorgaben (Tempo u.a.) eine Strophe beigesteuert, die im Ergebnis richtig schön geworden ist. Wenn alles klappt, wird die CD hoffentlich noch vor Weihnachten auf unserem 4 Dimensions-Label veröffentlicht werden... Rainer Guérich |
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