MICROPHONE MAFIA
inMusic: Euer neues Album „Lotta Continua“ steht unter der großen Überschrift „Zusammenarbeit mit befreundeten Bands/Projekten“? Kutlu: Ja, genau! Die Microphone Mafia gibt es ja schon seit 1989 bzw. aktiv seit 1992. Und seit dieser Zeit haben wir etliche Features zusammen mit anderen Leuten gemacht, so dass wir mit dieser Platte nun endlich mal eine Hommage an all diese Collaborations veröffentlichen wollten. Es sind alte Freunde bzw. auch Leute vertreten, mit denen wir bisher noch nie einen gemeinsamen Track machen konnten, aber immer schon wollten. Und so gibt es nun Credits von Zombi Squad, Anarchist Academy, WBC Crew, ÄI-Team (eine ganz legendäre Band aus Köln) u.v.a. Wir wollten auf diesem Album ganz einfach nochmal unsere Erfahrungen aus 15 Jahren Musikgeschäft zusammenfassen, und wen wir da alles gesehen haben. inMusic: Es handelt sich aber bis auf drei Stücke um Neuaufnahmen!? Kutlu: Ja, klar. Wir sind zur Aufnahme von verschiedenen Stücken sogar quer durch die Gegend gereist. Für „Klassentreffen“ mit Zombi Squad sind wir beispielsweise morgens nach Gronigen in Holland gereist, haben dort die Spur aufgenommen und sind dann wieder zurück nach Köln. „Her mit dem schönen Leben“ mit Anarchist Academy war auch eine Nacht- und Nebelaktion. Bei „Kingztanbul“ mit den Schweizern Makale haben wir bei deren Plattenfirma angefragt, und die meinten nur : „Sofort, sehr gerne sogar!“ Und Maho B., der türkische MC, feiert mit „Mahomafya“ endlich seine Premiere auf einem deutschen Album, nachdem ich ihn in der Vergangenheit schon auf seinem türkischen Album gefeatured habe. inMusic: So gesehen ist „Lotta Continua“ also ein multikulturelles, grenzüberschreitendes Treffen mit euren alten Freunden... Kutlu: Ja, klar. Wir haben als Microphone Mafia schon immer unsere Fühler auch weit über die Grenzen von Deutschland hinaus gestreckt: in die Türkei, nach Holland, in die Schweiz, nach Italien... Für uns als Band bringt der HipHop das auch mit sich. HipHop funktioniert weltweit und international, in allen möglichen Sprachen. Das macht unsere Platte sehr deutlich. Deswegen trägt die Scheibe auch den Titel „Lotta Continua“, was soviel bedeutet wie „Der Kampf geht weiter“. HipHop lässt sich nicht in irgendwelche Schranken verweisen. „Lotta Continua“ zeigt, welche Verbindungen es im Maschenwerk des HipHop gibt und welche Grenzen überschritten werden können. Also Sprachbarrieren, kulturelle Schranken werden in den jeweiligen Zeilen überschritten und sind dennoch in jedem Stück der CD gleich. Und genau das haben wir als Microphone Mafia schon immer auf unseren Recordings umzusetzen versucht. inMusic: Die meisten der Stücke sind aber doch wohl in eurem Kölner MM-Studio aufgenommen worden? Kutlu: Ja, vor allem bei den Bands, die aus unserer Umgebung stammen. Es gab aber auch eine Vorgehensweise, wie wir sie beispielsweise bei Bektas aus Berlin gemacht haben. Wir haben ihm unsere Musik zugeschickt, er hat seine Strophe dazugegeben, und dann haben wir es hier bei uns auf die Studiospur draufgepackt. Das war ganz verschieden. inMusic: Obwohl die persönlichen Begegnungen wie beispielsweise mit Zombi Squad in Gronigen euch bestimmt besonderen Spaß gemacht haben? Kutlu: Ja, das sind dann ganz besondere Happenings und Erlebnisse, die Freude machen. Leider lässt sich so eine Durchführung aber nicht leicht umsetzen, wegen zeitlicher und beruflicher Schwierigkeiten. Aber das ist schon was ganz Besonderes: In Gronigen was zusammen trinken gehen, abhängen, über die alten Zeiten reden und dann ein Stück aufnehmen... Das ist einfach cool! inMusic: Ich hab’ noch nicht ganz verstanden, ob ihr neben der Musik auch die Texte den Bands vorgegeben habt? Kutlu: Unsere Texte waren eine Art Orientierungshilfe für die beteiligten Bands. Das heißt, wir haben sie im Vorfeld abgetippt und sie ihnen dann zukommen lassen, damit sie ein Bild davon hatten, um was es gehen sollte. Darüber haben sie sich dann ihre Gedanken gemacht und uns ihre Zeilen zukommen lassen. inMusic: Gab’ es dann Überraschungsmomente, als die fertig gereimten Lyrics euch erreicht haben? Kutlu: Oh ja. Bei Bektas war ich beispielsweise total positiv überrascht bei seiner türkischen Söhret Icin Version von „Infernalia“. Hammergeil! Mein absoluter Favorit ist aber „Elftes Gebot“ in der türkischen Version („Kanunen“) mit Efe MC, Careem und Mr.L. Da krieg ich wirklich ‘ne Gänsehaut, weil die Texte die Botschaft unseres Albums auf den Punkt bringen: „Dies ist keine blühende Freundschaft zwischen zwei Städten, sondern schlicht zwischen zwei Menschen, die auch zufällig rappen.“ Dies fasst eigentlich das ganze Album zusammen: Es geht mehr als um Rap und Musik, es geht um Freundschaft und den Austausch von Erfahrungen! Rainer Guérich |
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