OPERA TO RELAX
Die Vibrations der Umwelt inspirieren uns

OPERA TO RELAX machen gefühlsbetonte Musik, entstanden aus verborgenen Geraüsche oder Klängen, die man so in seiner Umwelt nicht registriert. Martin Hoemberg ist ein versierter Elektronikspezialist, seine musikalische Partnerin Veronika Langguth eine stimmbeherrschende Atemtherapeutin. inMusic versucht, hinter das Geheimnis des abenteuerlichen Soundfilms der Beiden zu kommen...

inMusic: Ist “From Life 2 Life” eigentlich eure erste CD unter dem Namen Opera To Relax?

Martin: Nein, wir haben zuvor bereits 3 Alben auf unserem eigenen Label veröffentlicht.  Das war allerdings eine gewisse Entwicklungsphase, die wir abgeschlossen haben. Wir haben früher ambienter geklungen , waren rhythmisch noch nicht so konkret und haben mehr mit flächigen Sounds gearbeitet. “From Life 2 Life” ist dagegen rhythmisch versierter und vom Sound her viel knackiger...

inMusic: Da fällt mir sofort der motorische Basslauf auf “Traveller Through Time”, dem zweiten Stück der CD, ein. Hast du den von irgendwoher gesampelt?

Martin: Nein, wir haben während der gesamten Produktion sehr wenig mit Samplern gearbeitet. Das, was du ansprichst, wurde auf einem Analog-Synthesizer erzeugt und sehr aufwendig programmiert. Ich habe diesbezüglich einen recht großen Erfahrungsschatz, weil ich in der ganzen Musikelektronik bzw. Technologie von Anfang an dabei war. Ich hab’ zum Thema Synthesizer, Sampling und Elektronik in der Vergangenheit auch schon mal für den WDR eine Fernsehserie gemacht. In Sachen Equipment zu diesem Thema habe ich so ziemlich alles, was man sich nur wünschen kann...

inMusic: Ich hab’ im Info auch gelesen, dass du über ein ziemlich großes Soundarchiv verfügst?

Martin: Ja, das ist richtig. Ich habe bei all meinen Reisen immer einen professionellen DAT-Rekorder und die besten Mikrofone (für sogenannte Auto-Recordings mit einem großen Windschutz) dabei. Dadurch ist es möglich, selbst unter den widrigsten Umständen ganz leise Geräusche oder Sounds aufzunehmen, die man als Normalsterblicher gar nicht zu hören bekommt. Und aus diesem “Klangfundus” ergibt sich dann das Archiv, aus dem wir für unsere Platten die Rosinen rauspicken.

inMusic: Kannst du mir vielleicht mal ein paar originelle Beispiele aus eurem Soundarchiv geben?

Martin: Es gibt in den hohen Bergen, wo Tausende Tonnen von Schnee regelmäßig abschmelzen, riesige Kanal-Gullies mit einem Metallgitter. Die Dinger haben einen Durchmesser von 2,50 Meter und nehmen das Schmelzwasser auf. Und wenn du da mit einem dicken Holzknüppel drauf spielst, hast du einen Wahnsinns-Sound. Wir haben einige dieser ungewohnten Klänge in unsere CD einfließen lassen... Oder fahr’ mal nach Berlin und gehe mit dem Holz entlang des röhrenartigen Zauns des dortigen Zoos und höre, was passiert... Oder geh’ irgendwo in die Weltgeschichte hin und mach’ die Ohren auf - das ist großartig!

inMusic: Nach welchen Kriterien wählst du die Sounds denn letztendlich für eine CD aus?

Martin: Sie müssen einfach passen und aus unserem Archiv stammen. Das ist uns ganz wichtig. Es gibt zu viele Leute, die sich bestimmte CDs mit Geräuschen und Sounds kaufen und die dann runtersampeln. Das ist ziemlich unpersönlich. Die Klänge auf unserer CD sind dagegen ein ganz bestimmter Teil von unserem speziellen Soundkosmos. Etwa so, wie ein Maler seine ganz speziellen Farben anmischt, gehen wir mit unseren Klängen um.

inMusic: Wenn ich die Platte in ihrer Gesamtheit betrachte, klingt sie sehr organisch und fließend. Was kannst du mir denn über den Entstehungsprozess der Songs erzählen?

Martin: Ausgangspunkt ist bei uns immer ein ganz bestimmter Groove. Dieser entsteht meistens aus spezifischen Umweltgeräuschen oder gewissen Percussions. Und auf diesen Vibrations bzw. Stimmungen bauen wir den jeweiligen Song dann anschließend auf. Beispielsweise mit Veronikas Gesang, mit einem Konzertflügel, Saiteninstrumenten, Saxophon, Sprechgesang u.s.w. Unsere Tracks werden also gewissermaßen aus einer ganz bestimmten Keimzelle entwickelt.

inMusic: Die Textzeilen, die man auf einigen Stücken hört, klingen sehr fremdländisch: “Nusan-Gan, Teyandasan Dscheyan...” Ist das Afrikanisch?

(Martin lacht lauthals und übergibt Veronika den Telefonhörer): Nein, das ist eine Sprache, die aus der Stimmung heraus entsteht. Ich bin von Beruf Atemtherapeutin. Und deshalb singe ich in einigen Songs bestimmte Vokale, die bestmmte Körpergegenden ansprechen. Dabei ist das tonale Ergebnis, das dabei herauskommt, vollkommen zufällig. Es handelt sich hierbei um eine sogenannte Gefühls- bzw. Atemsprache. Wenn ich bei gewissen Performances  auftrete, wähle ich ganz intuitiv die Sprache, die für das jeweilige Publikum auch stimmt. Die Leute verstehen zwar nicht, was ich da singe, aber sie verstehen die Stimmung, in der ich mich befinde...

Rainer Guérich
CD: From Life 2 Life (Prudence/Zomba)

 

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