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PHONO ROYAL
inMusic: In der Vergangenheit hast du als Trommler bei Tom Liwas Flowerpornoes gespielt. Wie kam’s denn dann anschließend zur Gründung von Phono Royal? Thomas: Mit den Flowerpornoes habe ich nur das 93er Album “Mamas Pfirsische” eingespielt. Anschließend hatte ich dann keine Lust mehr, “nur” Schlagzeug zu spielen. Also hab’ ich mir dann ‘ne Gitarre und einen Verstärker gekauft und meine ersten Songs erst nur so für mich fertiggestellt. Als Tom Liwa, mit dem ich mich übrigens immer noch sehr gut verstehe, das Zeug hörte, meinte er nur: “Wow, du solltest deine eigene Band gründen!” Ich hab’ dann Toms Worte ernst genommen und mit Franca Lohmann (Orgel, Synthesizer), Torsten Oldenburg (Bassgitarre), Stefan Zander (Schlagzeug) und Charlie Lester (Theremine) kurzerhand Phono Royal ins Leben gerufen. Wir bekamen recht fix einen Plattenvertrag bei Hazelwood Reords bzw. Universal und konnten uns so an die Aufnahmen unseres ersten Albums machen... inMusic: Auf der schön gestalteten CD ist ein antiquierter Staubsauger der Marke “Royal” abgebildet. Heißt eure Band deshalb Phono Royal? Thomas: Ja, genau. Ich bin ein absoluter Staubsaugerfan und mache auch wissenschaftliche Tests mit den Dingern... inMusic: Und wie sehen die denn aus? Thomas: Folgendermaßen: Wenn du einen Staubsauger an einen Kleiderschrank wirfst, fällt er jedesmal mit dem Saugloch zum Boden. Und wenn du eine Scheibe Toast mit Marmelade dagegen wirfst, fällt sie natürlich auf die süße Seite. Das sind die interessanten Seiten der Schwerkraft, die ich in meiner Freizeit gerne erforsche. inMusic: Mit dem aus Los Angeles stammenden Theremine-Virtuosen Charlie Lester habt ihr zudem ja auch noch ein Bandmitglied in euren Reihen, das ein regelrechtes Staubsaugermuseum besitzt... Thomas: Ja, Charlie ist ein echter Freak. Er (55 Jahre) lebt dort mit einem 20 jährigen Filipino zusammen. Die Beiden sind sehr glücklich miteinander und unterhalten ein riesiges Staubsaugermuseum und machen auch andere ausgeflippte Sachen. (lacht) Den Royal-Staubsauger habe ich übrigens persönlich getestet: Er macht ziemlich Krach, wenn du ihn anmachst, das Licht flackert, aber seine Saugkraft ist eher scheiße... inMusic: Dafür klingt der Theremine-Sound von Charlie auf eurer Platte um so interessanter. Ursprünglich kommt das ja eher seltene Musikinstrument aus Russland... Thomas: Ja, richtig. Die Thereminen, die Charlie spielt, wurden auch von keinem Geringeren als Bob Moog, dem Urvater des Synthesizers, hergestellt. Er und Charlie kennen sich noch aus gemeinsamen Schultagen. Zudem ist Charlie in Amerika wegen seiner zahlreichen Konzerte als Kirchenorganist kein Unbekannter. Charlie ist von seinem Wesen her ein ganz lieber, ruhiger und sehr sensitiver Mensch. Ich denke, dass er die Stücke auf unserer CD mit seinem Theremine-Spiel noch stimmungsvoller gemacht hat. inMusic: Text und Komposition auf “Igelverteiler” gehen auf deine Kappe. Vielleicht kannst du mir mal ein bisschen was über das Songwriting erzählen... Thomas: Wie du unschwer hören kannst, bin ich Stotterer. Ich habe mein ganzes Leben lang Lampenfieber, wenn ich sprechen muss. Dadurch wurde ich ein relativ stiller Mensch, weil man dadurch natürlich vor allem in jungen Jahren sehr viel schlucken muss. Deshalb habe ich natürlich vor allem in meinen Songs einen sehr großen Drang danach, sehr viel an Gefühlen herauslassen zu müssen... inMusic: Ist es denn dann für dich nicht sehr schwierig, auf der Bühne zu stehen und deine Songs dann vor einem großen Publikum vorzutragen? Thomas: Kurioserweise überhaupt nicht. Wenn ich auf der Bühne stehe, ist mein Lampenfieber wie weggeblasen. Ich kann dann so viel sprechen und reden, dass ich gar keine Chance dazu habe, ins Stottern zu kommen. Kannst du das verstehen? inMusic: Ehrlich gesagt nicht. Bei den meisten Menschen wäre es doch eher wohl umgekehrt... Thomas: Das kann wohl sein, bei mir verhält es sich aber so. Das Gespräch mit dir fällt mir wesentlich schwerer als vor 1.000 Leuten auf der Bühne zu stehen und eine lange Story erzählen zu müssen. Das klingt zwar seltsam, ist aber so. Als ich als kleines Kind in eine Bäckerei zum Einkaufen geschickt wurde, fand ich das immer ganz schrecklich, wenn die Leute nicht warten konnten, weil ich das Wort “Brötchen” nicht sprechen konnte. Ich hab’ dann öfters aus Verlegenheit Rosinenschnecken gekauft... Rainer Guérich
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