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YULARA
inMusic: Mit “Future Tribe” legt ihr euer drittes Album vor. Wie hat sich denn der Sound von Yulara in den 8 Jahren eures Bestehens verändert? Robert: Unsere erste Platte “All Is One” (1994) klang noch weitaus jazziger und verfügte über mehr Ambientbeats. Mittlerweile bauen wir aber auch Breakbeats ein. Das war aber ein ganz natürlicher Entwicklungsprozess, wobei wir jetzt nicht darauf geschaut haben, ob das nun gerade angesagt ist. Ich habe mit meiner musikalischen Partnerin Annie Hilsberg (Saxophon, Flöte) eigentlich immer versucht, vorausschauend mit den Sounds zu experimentieren. Als wir damals die “All Is One” veröffentlichten, gab’s noch gar keine große Chillout-Bewegung, sondern gerade mal Massive Attack und danach sehr viel später erst Kruder & Dorfmeister. Komisch ist, dass wir mit unseren Songs aus dem Jahre 1994 gerade jetzt auf vielen Ibiza-Lounge-Samplern vertreten sind. (lacht) Wir waren unserer Zeit also schon voraus... inMusic: Da habt ihr eure CD mit “Future Tribe” ja ganz treffend betitelt... Robert: Das stimmt. Unser Ansporn bei Yulara ist, Sounds und Klänge zu kreieren, ohne dabei zu schauen, was die aktuelle Musikszene gerade macht. Ich sehe das Ganze sehr spielerisch und experimentell, wobei die Arbeitsweise bei jeder unserer drei Platten eine andere war. Sonst wäre das auch wenig befriedigend und stinklangweilig. inMusic: Zu so einer Grundeinstellung gehört auch eine gehörige Portion Idealismus! Robert: Klar, die Musik, die wir machen, muss in erster Linie uns gefallen. Auf Plattenverkäufe oder so etwas schielen wir nicht. inMusic: Woher rührt eigentlich die nicht unbeträchtliche Worldmusic-Komponente in der Musik von Yulara? Robert: Annie und ich haben uns in einer Afro-Pop-Band kennengelernt. Zudem sind wir beide sowohl auf musikalischer als auch auf spiritueller Ebene für viele Kulturen offen. Wir finden, dass es in jedem Kulturkreis dieser Erde ganz spannende und tolle Sachen gibt. (lacht) Man kann auch von einem Fischer aus Borneo eine Menge lernen... Aber um auf unsere aktuelle CD zurückzukommen, da gibt es auch ganz spannende musikalische Dinge. Beispielsweise auf dem Stück “Bridges To Shambhala”, wo der amerikanische R&B-Sound durch einen russischen Chor kontrastiert wird. Das war schon eine echte Herausforderung für uns, diese scheinbaren Gegensätze flüssig miteinander zu verbinden. Yulara ist in gewisser Hinsicht ein Cyber-Dorf, in der alle musikalischen Ideen und Spirits ihre Hütten haben bzw. dort vollkommen frei existieren und denken können. Und es ist auch so, dass wir viele Wahrheiten quasi nebeneinander stellen, ohne jetzt zu sagen: “Das ist die richtige.” Es gibt einfach zuviele Gedanken und Ideen, die einfach gut sind. Unsere erste CD “All Is One” hat den Gedanken “Alles kommt vom selben, alles geht vom selben” ganz gut widergespiegelt, wobei die “Future Tribe” sich schon im gewissen Sinne von diesem spirituellen Gedanken loslöst mit der Botschaft, dass alles nicht so wichtig ist. Wichtig ist alleine nur, dass man bei den einzelnen Tracks Abtanzen kann, dass man sich wohlfühlt, dass man offen ist für die Kulturen - allerdings losgelöst von religiösen Gedanken oder so. (lacht) “Future Tribe” ist religionslos, was auch gut so ist. Da soll schon jeder seinen eigenen Weg finden. inMusic: Es ist auf den einzelnen Kompositionen unüberhörbar, dass du sehr gerne mit Harddisk und Computer arbeitest... Robert: Ja, total. Ich habe die ganzen Jahre auch sehr viel Filmmusik gemacht, beispielsweise für den Streifen “Heidi M.” (ausgezeichnet mit dem Deutschen Filmpreis 2001). Und Yulara hat im vorhinein eigentlich immer gerade die Technik benutzt, die halt eben da war. Es ist unglaublich spannend, einen Computer oder überhaupt ein Studio erstmal zum Klingen zu bringen. Das ist wie bei einem Instrument. Als es das erste Klavier gab, dachte man auch: “Das ist ja kinderleicht zu spielen, da jeder Ton bereits steht. Man braucht also bloß C-Dur drücken und dann klingt das Ganze schon...” Und mit diesem Vorwurf ist man dann auch dem Computer begegnet, was überhaupt nicht stimmt. Ein Computer ist ein Instrument, dem man - wenn man es beherrscht - durchaus Seele einhauchen kann. Was natürlich bei einer solchen Musik, wie wir sie mit Yulara machen, unglaublich wichtig ist. inMusic: Hast du denn vielleicht auch ein Soundarchiv, mit bestimmten Samples oder so? Robert: Ja, aber ich greife bei jeder neuen Produktion so gut wie nie auf alte Sounds zurück. Ich versuche, die Sample-Library immer neu zu erstellen, gerade weil ich mich in meiner Musik nicht wiederholen möchte. Rainer Guérich
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