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LEE ROCKER
InMusic: Du bist in einer sehr klassisch inspirierten Familie aufgewachsen. Dein Vater ist Solo-Klarinettist bei den New Yorker Philharmonikern und Professor an der Juliard School Of Music. Welches Instrument hast du zuerst gelernt bzw. wie bist du zum Rock’n’Roll gekommen? Lee Rocker: Begonnen habe ich mit dem Cello. Damals war ich ungefähr 6 Jahre alt. Das Cello spielte ich dann bis zum Alter von 12 oder 13 Jahren, bis es zum entscheidenden Wendepunkt in meinem Leben kam. Ich hörte die ersten Rock’n’Roll-Platten und hatte irgendwann einfach keine Lust mehr, ein sperriges Cello im Schnee kreuz und quer durch New York zu schleppen. So wechselte ich also auf den E-Bass und spielte in diversen Blues- und Highschool-Bands, bis es dann 1978 zur Gründung der Stray Cats kam. InMusic: Aus welchem Grunde haben sich die Stray Cats eigentlich aufgelöst? Lee Rocker: Da gab es eine Menge verschiedener Gründe. Die Stray Cats brachen zweimal auseinander. Als wir die Band 1984 zum ersten Mal auflösten, waren wir einfach ausgebrannt. Dazu gab es musikalische und persönliche Differenzen. Ich nahm dann mit Jim (Phantom) von den Cats zwei Platten unter dem Namen Phantom, Rocker & Slick auf. Slick war der Gitarrist von David Bowie und spielte mit John Lennon auf “Double Fantasy”. Und (Stray Cat) Brian (Setzer) machte ebenfalls zwei Soloscheiben, bis wir die Cats 1988 reformierten, um dann 1992 endgültig getrennte Wege zu gehen. Das Stray Cats Kapitel war abgehakt, es wurde Zeit, andere Dinge zu tun. Ich bin glücklich mit dem, was ich heute tue, und Brian und Jim sind es auch. Wir reden oft miteinander, aber es ist eine Freundschaft auf einer anderen Ebene, wenn du verstehst, was ich meine? InMusic: Bei Hypertension Music erscheint nun dein 99er Live-Album (war nur als rarer Import zu bekommen) unter dem Titel “Blue Suede Night - Live Rockabilly” mit 3 Bonustracks. Was kannst du mir über die Live-Recordings erzählen? Lee Rocker: Wir haben die Tracks seinerzeit im “Mint” in Los Angeles mitgeschnitten. Mehr als 150 Shows hab’ ich damals mit Brophy Dale, Adrian Demain (beide Gitarre) und Jimmy Sage (drums) on the road abgerissen. Ich denke, man kann hören, wie gut wir aufeinander eingestimmt waren. Vom Feeling her ist das wirklich Straight Ahead Rockabilly. Das meiste Material stammte von “No Cats”, meinem 98er Studiorelease. InMusic: Aber gewidmet hast du die Platte Carl Perkins, der leider 1998 verstorbenen Rockabilly-Legende. Carl lud dich 1986 für das TV-Special “Carl Perkins and Friends: A Rockabilly Session” ein, und ihr beide wurdet gute Freunde? Lee Rocker: Ja, das stimmt. Ich bewundere die Musik von Carl aber schon seit ich 15 war. Damals hatten es mir seine Sun Session Recordings von 1956 angetan. Die Energie und die Happiness seines Sounds inspirierten mich nicht zuletzt dazu, mit 2 Freunden die Stray Cats zu gründen. Wir haben einige Songs von Carl auf Hunderten unserer Konzerte gespielt. Aber nach dieser denkwürdigen TV-Show mit George Harrison, Ringo Starr, Eric Clapton u.a. wurden wir wirklich gute Freunde. Wir haben in der Folgezeit auf vielen Platten, Soundtracks und Konzerten gemeinsam gespielt. Es gibt wohl keinen Künstler, den ich mehr bewundere. Er ist der King Of Rockabilly, ihm verdanke ich alles. Deshalb habe ich die CD Carl gewidmet... InMusic: Abschließend noch eine Frage nach deinem persönlichen Musikgeschmack. Was hörst du denn noch so privat? Lee Rocker: Och, eigentlich so ziemlich jeden Stoff. Es gibt eine Vielzahl von neuen Bands, die ich wirklich sehr gerne höre, beispielsweise Southern Culture On The Skids. Die haben einige sehr gute Songs gemacht. Mir gefällt aber auch Zeug von Reverend Horton und klassische Musik. Ich liebe Jazz, Cannon Adderly ist einer meiner Favoriten. Tja, und dann gibt es noch etliche Bands, mit denen ich aufgewachsen bin: The Beatles, Rolling Stones, The Clash... Duklas Frisch |
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