Marc Almond Heart Of Snow XIII BIS/edel @@
Seine Liebe zu Mütterchen Russland hat der gute Marc vor
vielen Jahren während einer Tournee entdeckt. Bereits damals geisterte in seinem Kopf die Idee einer musikalischen Umsetzung aus russischer Romantik und Pianomusik. Zum
Glück hat Marc diese Träume nur zum Teil in die Tat umgesetzt, aber schon dies genügt, um die Nerven eines Rezensenten zu strapazieren. Immerhin erscheint er auf dem CD-Cover mit Fell-Mütze wie ein russischer
U-Boot-Komandant und singt auf dem ersten Track anscheinend mit dem Chor der Roten Armee oder irgend so was. Was den Rest der Scheibe angeht, bin ich nicht ganz sicher, was ich davon halten soll. Da treffen
moderne Popmelodien auf russisches Liedgut, Balalaika auf Syntheziser und jeden Moment hat man das Gefühl, Dr. Schiwago schaut um die Ecke und die Brüder Karamasov tanzen mit Ivan Rebroff Kasatschok. Grausam!
Yasmin Schmidt
AND ALSO THE TREES Further From The Truth EFA @@@@
And Also The Trees besinnen sich auf dieser CD zurück zu
ihren alten Wurzeln. Vielleicht nicht mehr ganz so depri-geprägt wie früher, beinhaltet „Further From The Truth“ dennoch eine Menge zerbrechlicher und warmer Klänge,
welche die Briten immer noch am besten beherrschen. Sie können den Hörer in eine einzigartige Stimmung bringen, was für sich gesehen schon eine echte Kunst ist. Duklas Frisch
The Blind Boys Of Alabama Go Tell It On The Mountain Virgin @@@@
Die Blind Boys Of Alabama können auf eine fast unglaubliche 60jährige Karriere
zurückblicken. Allerdings haben sie erst in den letzten Jahren die Ehrungen erfahren (zwei Grammies in Folge), die ihnen seit Jahrzehnten gebührt. Auf ihrer brandneuen
Einspielung präsentieren uns die „Soul-Brothers“ nicht nur einen vorweihnachtlichen Mix einiger bekannter X-Mas Songs, sondern haben auch eine Menge Stars mit ins
Studio genommen. Im Line Up lesen wir Namen wie Solomon Burke, Tom Waits, Aaron Neville, Les Cann, Chrissie Hynde und George Clinton. Ergebnis sind gute 45
Minuten erstklassiger Gospel &Soul-Musik. Echt ein Fest! Ute Bahn
Boo Yaa Tribe West Koasta Nostra Sarinjay/Sony @@@@
Ihr Ruf reicht in der amerikanischen Rap-Szene weit zurück. Eigentlich geht der
Begriff Gangsta-Rap auf die Mitglieder von Boo Yaa Tribe zurück: Godfather, Monsta O, Ganxsta Ridd, Murder O und Gawtti. Als Mitglieder von Streetgangs waren die
Jungs näher am Image des Gangstas als viele ihrer späteren Nachahmer. Mit der Ermordung ihres Bruders Robert „Youngman“ Devoux 1987 beschlossen die Fünf,
ihre Geschichten in Form von Rap-Songs umzusetzen. Mit der vorliegenden Scheibe haben es die Jungs sogar geschafft, „verfeindete“ Rapper wie Mack 10, W.C.,
Kurupt, Eminem, B-Real, Kokane, u.a. gemeinsam ins Studio zu schleppen. Dreher Nr. 2 ist eine DVD und enthält zudem jede Menge Material über die Jungs und die Entstehung ihrer Videos. Fabian Hauck
Dick Brave&The Backbeats Dick This! Wea @@@@
Wer sich Pomade in die Haare schmiert, nietenbeschwerte
Lederjacken trägt und seiner Freundin zum Geburtstag ‘nen neuen Petticoat-Rock schenkt, der kommt an dieser Scheibe nur schwerlich vorbei. Die Rede ist von Dick Brave
& seinen Backbeats, den Favourites von Stefan Raab, den sagenumwobenen Weltmeistern im ViererWOK. Dass hinter dem „Kanadier“ Dick Brave niemand Geringeres als
Pop-Ikone Sasha steckt, wird mittlerweile bestimmt auch schon der begriff-stutzigste Redakteur erraten haben. Dick und seine Mannen lassen die Rockabilly-Schwarte jedenfalls mächtig krachen.
Handmade-Musik steht im Vordergrund, die das Tanzbein zucken lässt. Die Jungs fahren mit insgesamt 17 Tracks plus einem Hidden-Track das volle Programm auf
und geben Klassiker von Eddie Cochran, Little Richard, Elvis Presley, Bobby Vee und Dion & The Belmonts zum Besten. Dass Dick und seine Crew dabei nicht in den
50ern steckengeblieben sind, beweisen ihre Bearbeitungen von Aerosmith und den Red Hot Chilli Peppers! Wow, die Scheibe ist hot, unbedingt auf die nächste Fete mitbringen! Fabian Hauck
The Broken Beats The Weather Beats The Rhythm Hazelwood/Soulfood @@@
The Broken Beats sind ein vielköpfiges Klangkonglomerat aus Dänemark, die auf dieser CD scheinbar alle möglichen Beatstrukturen und Harmonielehren
ausprobieren wollen. Oftmals nicht ganz leicht im Hördurchlauf, entfalten sich zumindest bei einigen Songs ganz gute Melodiearomen, die auch von den Beatles
aus ihrer St. Pepper-Zeit hätten stammen können. Man höre hierzu beispielsweise „The Beat“ oder die „Reprise“ zu „Stress Off“. Insgesamt jedoch ein ziemlich sperriges Werk. Duklas Frisch
City & Keimzeit Das Weihnachtsfest der Rockmusik Amiga/BMG @@@@
Ab dem 5. Dezember gehen zwei der besten ostdeutschen
Rockbands zusammen auf gemeinsame Weihnachtstournee. Zu diesem Anlass gibt es auch diese CD im Handel, die jeweils die besten 7 Rockballaden beider Gruppen enthält
plus (erstmals) zweier gemeinsam eingespielter Tracks. Und eben diese beiden Stücke sind auch die Highlights der CD, denn auf „Schöne Bescherung“ und „www.(Weltweite Weihnacht)“ unterstreichen City und Keimzeit ihre
„musikalische“ Seelenverwandtschaft. Überhaupt ist äußerst erstaunlich, wie homogen die CD klingt, obwohl sich permanet Keimzeit - und
City-Songs abwechseln. Das schreit ja förmlich nach einer kompletten, gemeinsamen CD! Anspieltipps: „Am Fenster“ (City, instrumental) und „Flugzeuge“ (Keimzeit). Eine
schöne, besinnliche CD, nicht nur zum Hören in der Weihnachtszeit geeignet. Rainer Guérich
Anne Clark From The Heart – Live In Bratislava Net Musiczone / Zomba @@@@@
Bei vorliegender CD handelt es sich um einen Anne Clark Mitschnitt der Akustiktour
aus dem Jahre 2002. Gerade in den akustischen Versionen gewinnen Songs wie das bekannte „Our Darkness“ gewaltig an Atmosphäre und laden zum relaxten Hören ein,
vorausgesetzt man steht auf den (Sprech-) Gesang. Für Dark-Fans ein lohnenswertes Teil, dem ich 5 Punkte gebe, da auch die Band sich gut in Szene zu setzen weiß. Christian Kissel
Neil Cleary Numbers Add Up Shoeshine/Sony @@@@@
Ein sehr ansprechendes Folk/Countryrock Album des aus
New York City stammenden Songschreibers Neil Cleary, der sich zur Einspielung Gäste wie Spencer, John Gaboff und Neil Thomas ins Studio eingeladen hat. Gefällt mir wirklich sehr
gut, insbesondere in den langsamen, akustischen Nummern wie „Girls Who Leave The East For San Francisco“ und „Oh You“. Große Songwriterkunst und ein Geheimtipp für alle, die auf dieses Genre stehen. Rainer Guérich
Corvin Dalek I Am A Dalek Flesh/Intergroove @@
Corvin Dalek, Remixer, DJ&Producer mit ungarischen Wurzeln, wird seit einigen
Monaten in der „alten und neuen Welt“ wie ein Gott gefeiert. Sein von ihm kreierter „Wet&Hard“-Style begeistert die Floorgemeinde von Südamerika bis Europa. Wer
mit dem Begriff „Wet&Hard“ auf Anhieb nichts anfangen kann, dem sei Corvin‘s brandneue Debut-Rille „I Am A Dalek“ ans Herz gelegt. Tracks wie „Pornoground“, „I
like It 69“ und„Good Sex, Good Drux, Good Music“ lassen wohl keine Fragen offen. Es geht also ziemlich offensichtlich um die Verquickung von heißen
Dancefloor-Rhythmen und sexuellen Anspielungen in den Texten. „Sex sells!“,sagte sich DJ Corvin und packte ein paar laszive Frauenvocals und Gestöhne in seinen
sonst doch sehr alltäglichen Rhythmus-Cocktail, und fertig ist der sagenumwobene „Wet&Hard“-Sound. Eigentlich ziemlich kalter Kaffee. Siggi Mayen
Dirk Darmstaedter & Bernd Begemann This Road Doesn‘t Lead To My House Anymore Tapete/Indigo @@@@
Dirk und Bernd, beide waschechte Hanseaten und seit Jahren in der deutschen Musikszene keine Unbekannten, haben sich mit der vorliegenden Scheibe einen
lange gehegten Wunsch erfüllt. Durch ihren gemeinsamen Produzenten und einige Projekte kennen sich die Beiden viele Jahre und wollten immer schon mal eine
Scheibe zusammen aufnehmen. Das Ergebnis liegt jetzt vor und präsentiert die beiden Stadtmenschen als gestandene und fröhliche Country-Boys. Ihre Songauswahl
ist eine Mischung aus Eigenkompositionen und Tracks von Hank Williams über John Denver bis Jim Croce. Stilistisch angesiedelt irgendwo zwischen Folk, Country,
Americana, Hillbilly-Sound und Highway-Feeling. Die Arrangements klingen frisch und unkompliziert und lassen vom ersten Akkord an gute Laune in die Stube strömen.
Wäre da nicht das etwas abgedroschene Hohelied auf das ehrliche und einfache Landleben. Oder meinen die Jungs das etwa ironisch...?? Frank Zöllner
Ferris MC Audiobiographie Yo Mama/Sony @@@
Hurra, es ist soweit! Ferris legt nicht nur ‘ne neue Scheibe vor,
sondern nutzt auch gleich die Gelegenheit, in den Tracks über sein Leben zu schwadronieren! Wen es also interessiert, was Ferris alles so anmacht, für was der sich ins Zeug legt, was
ihn ankotzt oder wofür er Stellung bezieht, der wird „Audiobiographie“ als heißen Dreher titulieren. Der übrigen Rap-Fan-Gemeinde sei es ein Trost, dass neben “Großmaul
Ferris“ auch Acts wie DJ Thomilla, Rocky, Stylewarz&Kaoz und Tropf eine Menge Breaks&Beats beigesteuert haben. Fabian Hauck
Free’z Keine Zeit Al Dente/Sony @@@@
Die Debüt-Solo-Maxi-CD von Free’z klingt unheimlich relaxed
und cool und spricht einem auch bei der Botschaft von „Keine Zeit“ aus dem Herzen. Hier sind positive Vibrations vorprogrammiert, musikalisch umgesetzt von fett nach vorne
rollendem HipHop-Reggae-Grooves und unter freundlicher Mitwirkung von Heinemann Selassie von BLUMENTOPF. Nicht minder schlecht ist „Sexy“, die zweite Nummer der Maxi,
sehr sensuell und funky mit Scratches von DJ Roger Rekless. Dazu gibt es noch - wie bei HipHop-Singles üblich - drei Instrumentalnummern (u.a. ein Dancehall Instrumental von „Keine Zeit“). Auf den im
nächsten Jahr erscheinenden Longplayer von Free’z darf man gespannt sein. Der Junge denkt open-minded! Rainer Guérich
Niels Frevert Seltsam öffne mich Tapete/Indigo @@@
Nach seiner Zeit als Frontmann der Nationalgalerie, mit der er bis zu deren Auflösung
vier Alben eingespielt hat, legte Niels Frevert 1997 seine Soloarbeit „Niels Frevert“ vor, und dann wurde es ruhig um den Singer/Songwriter. Jetzt gibt es wieder ein
musikalisches Lebenszeichen, denn auf „Seltsam öffne mich“ hält Niels gleich einen ganzen Sack neuer Songs parat. Dabei überrascht der Sänger &Gitarrist nicht nur mit
einer wohltuend zurückhaltenden Produktion, sondern mit einer gekonnten Mixtur aus straightem Crossover-Sound, verspielten Popsongs und Balladen. Alles
zusammengehalten von der Frevert‘schen Spontan-Lyrik, die sofort von deinem Kopf Besitz ergreift... Simone Theobald
Hacienda This Very Moment Ministry Of Sound @@@@
Marcus Finger und Jürgen Kadel aka Hacienda präsentieren auf ihrer neuen Scheibe
atmosphärisch dichte Club&House-Kost, vermengt mit Elementen aus Acid, Lounge und den souligen Vocals von Marlene Johnson. „Unser Antrieb war seit jeher die
Kombination akustischer und elektronischer Elemente zu einer homogenen Einheit“, erklären die beiden Turntabler. „Im Laufe der Jahre trat unser Interesse am
Songwriting immer stärker in der Vordergrund, bloße Tracks wurden aus musikalischer Sicht für uns immer uninteressanter!“ Dafür ist der Hacienda-Sound im Laufe der Jahre für die Fans immer interessanter geworden!
Frank Zöllner
The Handsome Family Singing Bones Loose Music @@@@
Das singende Ehepaar Brett und Rennie Sparks, besser bekannt als The Handsome
Family, hat sich in den letzten Jahren zu einer der führenden Bands in Sachen Folk&Americana-Songbook entwickelt. Mit „Singing Bones“ legt das Duo sein
sechstes Album vor und präsentiert einen Songcocktail aus feingesponnenen Folk-Reminiszenzen, schwelgendem Darkpop und einem puristischen Slowsound.
Melancholie pur atmen die 13 Songs, allerdings kommen auch Themen wie Einsamkeit, Trauer, Sterben und andere „lustige“ Sachen vor. Einfach mal antesten, den Depri-Sound von Brett&Rennie! Yasmin Schmidt
I Am Kloot I Am Kloot PIAS/Zomba @@@@
Mit ihrer selbstbetitelten Scheibe legen die 3 Jungs aus Manchester ihren zweiten
Longplayer vor. Auf dem Spielplan steht eine Mischung aus Crossover, Britpop und Gitarrenfolk. Ihre Street-Credibility hat sich die 1999 gegründete Combo in den
unzähligen Clubs ihrer Heimatstadt erarbeitet. Irgendwie ist auch etwas von der Direktheit und Unverfälschtheit der vielen Hinterhofgigs in ihren Songs hängen
geblieben. Denn wenn sich ihre Songs von denen anderer Bands abheben, dann durch ihre schlichte Instrumentierung und die puristischen Arrangements. Man hat bei
ihrem Sound immer das Gefühl, mit ‘ner Kippe im Mund an irgendeiner dreckigen Gasse an der Mauer zu lehnen und die Passanten zu beobachten... Frank Zöllner
I Like It Vol.1 Compost Records @@@@
Ein neues Sampler-Konzept aus dem Hause Compost Records. Die „I Like It“-Reihe
wurde gewissermaßen als Kontrapunkt zu den bekannten DJ-Mix-Kompilationen ins Leben gerufen, um 4 bekannten oder weniger bekannten Künstlern ein
entsprechendes Podium zu verleihen. Das Konzept ist eigentlich ganz gelungen. Mit jeweils 4 Tracks sind auf der CD DJ Hell, Peter Kruder, Michael Reinboth und Theo Thönnessen vertreten. Siggi Mayen
Jazzkantine Unbegrenzt Haltbar WSM @@@@
Zehn Jahre sind die Jungs von der Jazzkantine bereits
unterwegs, um uns ihren groovig-hippigen Rock/Pop-Eintopf zu servieren und unsere Geschmacksnerven zu reizen. Auch ihr sechstes Destillat zeigt die Combo phantasievoll,
ideenreich, genreübergreifend und einfach frisch. Die Jazzkantine hätte ihren Namen zu Unrecht, wenn sich nicht, wie in einer richtigen Kantine, die unterschiedlichsten Leute
treffen würden. So haben die Jungs jede Menge Gäste eingeladen, um ihrem leckeren Sound-Cocktail den letzten Schliff zu verleihen. Namen wie Xavier Naidoo, Pat Appleton, Bektas und Joo Kraus
tragen zum fließenden Übergang zwischen frechem HipHop, groovendem Soul, fetzigen Jazz-Passagen und rockigen Rhythmen erheblich bei. Immer wieder eine Entdeckung wert! Fabian Hauck
Kamerakino Paradiso Gomma/PP sales @@@@
„Wir spielen viereckigen Kammerpop für Leute, die in Einzelzimmern leben!“ Originalzitat des russisch-spanisch-türkisch-schottisch-deutschen
Spaß&Avantgarde-Kombinats Kamerakino. Nun darf sich jeder selbst ausmalen, was ihn auf dem Debütalbum der Münchener Multi-Kulti-Truppe erwartet, nämlich ein
Spagat aus Cabaret, Chanson, Gipsy, straightem Poprock, Wave und Elektro! Also irgendwie von allem etwas und dann doch wieder anders. Bei „Paradiso“ heißt es alle
Sinnesorgane auf äußerste Leistung zu schalten, genau hinzuhören und sich gefangen nehmen zu lassen! Siggi Mayen
Naoki Kenji Ecoustic Elektrolux @@@@@@
In der Elektro-Szene genießt der Name Naoki Kenji schon
seit einigen Jahren einen exzellenten Ruf. Nun veröffentlicht der Produzent, Komponist, DJ und Remixer sein fünftes Album „Ecoustic“. Die mit 14 Tracks gespickte CD ist ein
wahres Meisterwerk, denn Kenji ließ seinen gesamten Erfahrungsschatz in die Songs einfließen. Geschmeidiger Loungefloor wechselt mit futuristischen Sounds (zweites
Stück!), Jazz, Breakbeats und verträumten Melodien mit smoothen Gesangslinien. Es macht einfach Spaß beim Hördurchlauf die Augen zu schließen und in die Soundcapes von Kenji einzutauchen.
Der Ecoustic-Sound kennt kein Verfallsdatum und ist zum mehrmaligen Verzehr bestens geeignet. Prädikat: Meisterwerk! Rainer Guérich
Graham Lyle Something Beautiful Remains Hypertension/soulfood @@@@
Graham Lyle ist ohne Zweifel einer der erfolgreichsten Songschreiber der britischen
Inseln. Selbst wer auf Anhieb nichts mit dem Namen anfangen kann, wird einen seiner unzähligen Songs gehört haben, die er im Laufe der Jahre für Stars wie Joe Cocker,
Diana Ross, Stevie Wonder, Paul Young, Rod Stewart, Tina Turner u.v.a geschrieben hat. Auf der vorliegenden Scheibe erfüllt sich Graham einen lange gehegten Wunsch
und interpretiert ein gutes Dutzend seiner erfolgreichsten Songs mal auf seine ganz persönliche Art und Weise. Dass dabei Kompositionen wie „What‘s Love Got To Do
With It“ (mit dem Tina Turner ihr fantastisches Comeback feierte) neben unbekannten Nummern wie „Nicole“(einem Song, den Graham im Alter von 19 Jahren schrieb)
stehen, macht die enorme Spannbreite von Lyle‘s Kompositionstalent und den Charme der Scheibe aus. Tim Beldow
Denise M‘Baye Zwei D-Phunk Musik/New Music @@@@
Die Hannoveraner Sängerin mit senegalesischen Wurzel stellt hier bereits ihr 3. Soloalbum vor. Dazwischen lagen immer wieder Arbeiten mit der Jazzkantine,
Deutschland Phunk und Pee Wee Ellis. Mrs. M‘Baye ist also in der deutschen HipHop&Jazz-Szene keine Unbekannte. Die elf brandneuen Tracks sind stilistisch
angesiedelt zwischen Pop, Soul, Rock, jazzigen Momenten und HipHop. Denise pendelt ständig zwischen englischer & deutscher Lyrik, was dem Album ein ganz
besonderes Flair verleiht. Ihrer ausdrucksstarken Stimme gelingt es mühelos, schwere Soul-Passagen und frickelige Jazz-Rhythmen gekonnt umzusetzen. Frank Zöllner
Mash Chapter 2 Mixed By Raul Rincon Black Flame/Zomba @@@@
Bereits die zweite Doppel-CD, die DJ Raul Rincon für den
Stuttgarter Club „Mash“ zusammengestellt und remixt hat. Wie schon Vol. 1 hält der erste Dreher vorwiegend loungige House-Tracks bereit (u.a. The Funky Lowlives, The Strike
Boys, Boozoo Bajou feat. Wayne Martin), während auf Diskus 2 sich dann jeder ein Bild über die hervorragenden Mix-Qualitäten von Raul machen. Klasse im „Weekend“
(Club)-Teil der Compi finde ich insbesondere den Einstieg ab Track 4 („69%“ by Marshall Jefferson & Serge Imhof).. In dem darauffolgenden Setblock kann man sich unglaublich gut treiben lassen. Raul
serviert hier einen super Flow-Wip-Groove-Cocktail. Mal selber antesten! Rainer Guérich
Mauracher 29 Degrees Fabrique Records/SIB @@@@
Ziemlich intelligente Elektro-Kost des Zillertalers Hubert Mauracher, der mit allerhand
Sequencer-Einsatz, Flutes und jazzigen Sounds hier ein wirklich gutes Album eingespielt hat. Funky-Jazzig züngelt der „Submission Tango“ aus den Boxen, bei
„Shine“ geht es eher entspannt/relaxed zu Werke. Sängerin Valerie Sajdik hat sich mit ihrem smoothen Gesang ein Extralob verdient. Duklas Frisch
Microphone Mafia Lotta Continua Al Dente/Sony @@@@@
15 Jahre ist die Microphone Mafia aus Köln in Sachen HipHop
nun schon unterwegs und hat doch schon so manchen Stein ins Rollen gebracht. Aber auch Freundschaften mit anderen Rappern haben sich im Laufe der Jahre entwickelt, u.a. nach
Italien, nach Holland, in die Schweiz und in die Türkei. Sprachbarrieren waren sowieso schon immer ein Fremdwort für die sympathische Reimcrew, die sich auf „Lotta Continua“
(„Der Kampf geht weiter“) für jedes der 13 Stücke tatkräftige Unterstützung von ihren Kumpels holte. U.a. von dem türkischen Rapper Bektas auf der türkischen Version von „Infernalia“ (Söhret Icin
Version) und den Holländern Zombi Squad, die man in Groningen persönlich traf, um die gelebten Erfahrungen auf dem „Klassentreffen“ auszutauschen. Es gibt sie also
doch noch, die echte Freundschaft unter Rappern, zumindstens im Dunstkreis der Microphone Mafia. Beste Stücke auf dem Album sind meiner Meinung nach die
Kollaboration mit der Jazzkantine auf dem vor Wortwitz überquellenden (Ich mach dich) „Krankenhaus“ und dem Schlussstück „Kanunen“ (feat. Mr. L., Careem und Efe),
das die Message dieser Platte auf den Punkt bringt. Rainer Guérich
Milk&Sugar Housemusic.de Polydor/Universal @@@
Wer die letzten Wochen und Monate nicht auf einer einsamen Insel verbracht hat,
dürfte wohl kaum an dem Ibiza-Club-Sound von Milk&Sugar vorbeigekommen sein. Schließlich laufen ihre Hits im Airplay auf „High Rotation“. Songs wie „Love Is In The
Air“ oder „Let The Sun Shine“ waren die absoluten Knaller diesen Sommers und klingen einem immer noch im Ohr. Was jetzt noch gefehlt hat, war die ultimative
Milk&Sugar-Best-Of-Scheibe, die hiermit offiziell an den Start geht. 15 Tracks hält der Dreher bereit, natürlich mit den obligatorischen Chartbreakern und einigen
„Neuzugängen“. Alles locker-flockiges Chartfutter mit großem Spaßfaktor, damit der Winter nicht so lange dauert und die nächste Beachparty im Wohnzimmer abgetanzt wird! Siggi Mayen
Moca Wroooooooooam Black Flame/Zomba @@@@@
Eine Scheibe für alle Freunde des NuJazz, die auch gegen
elektronische Einflüsse nichts einzuwenden haben. Die fünfköpfige Band um Keyboarder Christian Becker würzt ihre 12 Tracks oftmals unspektakulär, aber mit feinen,
instrumentalen Beigaben. Beispielweise ein fetter Bass, perlende Pianoläufe oder überraschende Vocalhooks. So klingt Kopfmusik, die in Bauch und Beine geht. Smooth,
groovy, funky, housy, whatever. Unbedingt reinhören in das von einem Bigbeat-Intro eingeleitete „Atombits“, dessen unglaublich fette Grooves im Anschluss ihren smarten Antrieb durch ein tierisch
funkiges Gitarrenhook bekommen. Eine Scheibe, die zu jeder Tages- und Nachtzeit funktioniert, was man wirklich nicht von vielen Veröffentlichungen behaupten kann. Rainer Guérich
Mo‘ Horizons ...And The New Bohemian Freedom Stereo Deluxe/SPV @@@@@
Trotz weltweiter DJ-Arrangements finden Mo‘Horizons immer wieder den Weg ins Aufnahmestudio, um ihre ständig wachsende Fangemeinde mit einer neuen
Tonkonserve zu überraschen. So steht dieser Tage ihr 3. Output auf dem Programm und zeigt die Turntabler wie immer von einer musikalisch überaus vielschichtigen
Seite. Mo‘Horizons verstehen es wie kaum eine andere Band, eine Symbiose aus Mensch und Maschine sprich Sänger und Computer aus den Amplifiern zu zaubern.
Deshalb dominieren auf „...And The New Bohemian Freedom“ auch Künstler wie Carmen Zapata, Denise M‘Baye und Jade. Produziert wurde diesmal übrigens nicht
nur in heimischen Gefilden, sondern auch in Australien, Mexico, Italien, Griechenland und Portugal! Ein kosmopolitischer Einfluss, den man den 13 Songs durchaus anhört! Siggi Mayen
Mommy And Daddy Live How You Listen Big Cat/Zomba @@@@
Mit bürgerlichem Namen heißen Mommy&Daddy eigentlich Vivian Sarratt und Edmond Hallas. Sie gehören zu den heißesten Bands, die der Big Apple in den
letzten Jahren hervorgebracht hat. Nicht nur Live&On Stage lassen die Beiden die Fetzen fliegen, auch auf der CD entfalten Mom&Dad ihr Kreativ-Potential zwischen
Hardcore, Rock, Punk, Industrial und Wave. „Live How You Listen“ bietet knatternden Acid-Sound und wuchtigen Gitarrensound mit unverwechselbaren Girl/Boy-Vocals. Yasmin Schmidt
Moore: Music To The Cowboys Popup/EFA @@@@@
Inelligente Elektronica von den beiden Franzosen Patrick Lange und Laurent Dedieu,
die zum Glück vollkommen unfranzösisch klingt. Die Beiden Soundtüftler legen hier ein wirklich beachtenswertes Album vor, das sich durch intelligenten Songaufbau
auszeichnet und die verschiedensten Stimmungen hervorhebt. So entstehen poppige Nummer wie beispielsweise „Stars Are Burning“, aber auch sehr getragene und
intime Nummern wie „Alicante“. Ein Album, das durch seine Vielseitigkeit begeistert und mit jedem Hördurchlauf mehr gefällt. Duklas Frisch
N.O.H.A. Next Plateau Unique/PP Sales @@
Die ersten beiden Alben von N.O.H.A. haben mir sehr gut
gefallen, was bei „Next Plateau“ nicht der Fall ist. Zu oft versucht sich die Band in allzu ausufernden Klangkonglomeraten/verschrobenen Experimenten und verliert
dabei den roten Faden aus den Augen. Die Höhepunkte auf der CD sind rar gesät, wobei das Titelstück mit seinem kammermusikalischen Anstrich wohl noch zu den gelungensten Ergüssen zu zählen ist. Oftmals ist weniger
mehr! Schade! Rainer Guérich
Ocker 1234 Love Popup Records/EFA @@@@
„Tanzbarer Electro-Rock für Sonnenmilch und Wintertee“. Die Schreiber der PR-Infos werden auch immer bescheuerter. Ocker kommen aus Hamburg und machen auf
dieser Platte einen durchaus intelligenten Elektro-Pop, der wie auf „Mazdas Of Rock“ auch schon mal Platz für sehr schöne Instrumentalparts lässt. Auf „Gang Of Four“
bekunden sie ihre Verwandtschaft zu NDW und Kraftwerk. Eigentlich alles ganz gefällig, deshalb gibt’s auch ‘ne gute Wertung. Rainer Guérich
ROBERT PALMER Drive Universal @@@@
Neben David Bowie war Robert Palmer bis zu seinem
kürzlichen, tragischen Tod einer der schillerndsten Persönlichkeiten des Pop- und Rock-Business. Es gab wohl keine Stilrichtung, die er nicht in seinen Sound zu integrieren
versuchte. Sei es nun Pop, Reggae, Hardrock, Jazz oder was auch immer. Und nun wird seine Diskographie mit einem Bluesalnum beendet, was er so mit Sicherheit auch nicht
beabsichtigt hatte. Leider ist die Produktion auch nicht die beste, so dass selbst bei mir als Palmer-Fan keine richtiger Freude aufkommen will. Im Programm sind Klassiker wie „Mama Talk To Your
Daughter“ und „Hound Dog“, die ich aber auch schon in besseren Versionen gehört habe. Um das Lebenswerk von Palmer zu Ehren (obwohl ich mir doch lieber seine
Alten Scheiben wie „Sneakin Sally...“ und „Secrets“ anhöre) noch einen Gnadenpunkt mehr. Rainer Guérich
Phuturistix Feel It Out Hospital Records/PP Sales @@@@
Die englische House, Club & Electro-Szene mal wieder als Vorreiter in Sachen
Innovation und Freestyle. Nachzuhören auf dem neuesten Dreher aus dem Hause Hospital-Records. Die Rede ist von Phuturistix, dem Projekt der beiden Szene-DJ‘s
& Remixer Zed Bias und Injekta. Diese haben zusammen mit illustren Gastmusikern wie Jenna G., Mr. J und Amma einen soulig-jazzigen Rhythmus-Teppich auf den Weg
gebracht, der treibenden Swing, groovende Vibes und jede Menge D‘n‘B-Anleihen zu einer synthetischen Einheit verbindet. So entsteht ein hochmusikalisches
Koordinatensystem, das exzellente Breakbeats mit sphärischem Ambientsound zusammenführt. Nicht alle Tracks sind der absolute Abtanz-Smasher, aber auch in den dunklen Ecken der Clubs lässt sich gut relaxen.
Frank Zöllner
Poor Genetic Material Winter’s Edge Quixote Music/Paengg Distribution @@@@@@
Neben RPWL. zählen für mich Poor Genetic Material zu den
besten Vertretern innerhalb der deutschen Prog-Rock-Szene. Leider sind mir ihre beiden ersten Alben „Leap Into Fall“ (2001) und „Summerland“ (2002) noch nicht unter die Finger
gekommen, aber dieses Album überzeugt mich voll und ganz. Die fünfköpfige Band um Sänger Philip Griffiths beschäftigt sich nach Herbst und Sommer auf dieser Platte thematisch
mit der Jahreszeit „Winter“, was sich aber keineswegs in fröstelnder Musik niederschlägt. Im Gegenteil! Schon der Opener „Sharp Bends Sudden Crests“ ist eines der vielen Highlights auf der Platte,
von einem wunderschönen, trippelnden Intro eingeleitet und mit einem unterschwellig dynamischen Antrieb versehen, über den die Stimme von Philipp 10 Meter über dem
Erdboden gleitet. Große Klasse! Doch ebenso wie der Winter eine vielschichtige Jahreszeit ist, sind auch die einzelnen, oftmals bis zu 9 Minuten langen
Kompositionen unterschiedlichster Natur. „Protean Profile“ ist ein sehr getragenes, sensuelles Stück, bei dem Sänger Philip einmal mehr seine Klasse unterstreicht und
Spannungsbögen zu erzeugen weiß. „Whitescape“ beeindrukt durch seine unendlich deepe Atmosphäre, während die beiden Parts von „Winter’s Edge“ als Sandwich
zwischen dem schillernden (tempovariierenden) „Nuage Bleu“ Artrock auf höchstem Niveau darstellen. Super, ein echter Geheimtipp! Rainer Guérich
Victor Rice In America Grover Records/SPV @@@
In der Ska & Reggae-Szene hat der Name Victor Rice einen guten Klang. Mal als langjähriger Bassist des New Yorker Ska Jazz Ensembles, mal als Producer
zahlreicher Projekte wie etwa Dr. Ring-Ding oder The Senior Allstars, immer hat Victor für den richtigen Sound gesorgt. Vorliegender Dreher featured 16 dynamische
Instrumentals, die Mr. Rice in den Jahren 2001-2003 geschrieben und zwischen NYC und Sao Paulo aufgenommen hat. Damit gibt uns der Wahl-Brasilianer einen guten
Einblick in die Musik-Szene von Jamaika, USA und Brasilien. Deshalb sollten auch alle Dreadlock-Träger ruhig mal in die Scheibe reinhören. Fabian Hauck
Amy Rigby Til The Wheels Fall Off Shoeshine Rec./Sony Music @@@@
Ein facettenreiches Album der Wahl-New Yorkerin Amy Rigby, die von der einschlägigen Kritik gerne mit Größen wie Elvis Costello und Carole King verglichen
wird. Ihre Songs sind ganz geprägt von Hoffnung, Zynismus und Überlebenswillen. Musikalisch eher im Folk- als im Country-Bereich angesiedelt, ist „Til The Wheels Fall
Off“ eine Platte, für deren Hördurchlauf man sich schon genügend Zeit nehmen sollte. Dann allerdings erschließt sich einem ein wirklich gelungenes Album. Duklas Frisch
ANDREW ROACHFORD Heart of the Matter Vol.1 Universal @@@
Das neue Album von Schmusesouler Andrew Roachford
bietet tempovariierenden Soul mit balladeskem Feeling und R’N’B-Einflüssen. "In and out my Life" ist verdächtig nahe an Bill Withers' "Ain't no Sunshine" angesiedelt. Aber was soll’s?
Momentan sind solche Klänge ja ziemlich trendy. Dennoch eine CD, die man sich nicht unbedingt zulegen muss. Duklas Frisch
Ursula Rucker Silver Or Lead K7 Records/Zomba @@@@
Ursulas neue Scheibe ist wieder ein Bekenntnis an das Genre des Spoken-Word.
Wie bereits auf ihrem hochgelobten Debütalbum „Supa Sista“ (2001), versteht es Mrs. Rucker, eingängige Spoken-Word-Rhythmen mit überaus sozial-kritischen
Texten zu fusionieren und so ihrem Word-Soul eine ganz neue Perspektive zu verleihen. Zudem hat Ursula für „Silver Or Lead“ mit Jazzanova, The Roots, Tim
Motzer und 4Hero einige angesagte Szene-Künstler ins Studio geholt, um einen außergewöhnlichen Sound-Flow aus elektronischem HipHop, Ethno-Rhythmen und darken Vocals in Szene zu setzen. Simone Theobald
Stoppok Bla Bla Nonstop Grund Sound/Indigo @@@@
„Bla Ba Nonstop“ nennt der Ruhrpott-Dylan seine neue Arbeit und trifft dabei den
Zeitgeist genau auf den Punkt. Denn ob nun im täglichen TV-Horror zwischen Superstar-Gesuche, Talk-Shows, Quiz-Marathon oder mit der täglichen Dosis unserer
Herren&Damen aus Berlin, alles steht unter einem großen Motto: Bla, Bla, Bla! Dass Stoppok diesen ganzen Zirkus aus Worthülsen, Selbstdarstellung und Egozentrik
schon länger durchschaut hat, spricht für ihn, und dass er darüber hinaus diese große Seifenblase in kleinen&feinen Rock-Pop-Songs der Lächerlichkeit preisgeben kann,
macht den Künstler aus. 14 feinsinnige und ironische Geschichten, bei denen natürlich auch die Rock-Mucke nicht zu kurz kommt! Yasmin Schmidt
Trio Bravo+ Menschen am Sonntag Ozella Music/in-akustik @@@@
In der Berliner Musik-Avantgarde haben sich Trio Bravo+
längst einen Namen erspielt. Spätestens mit ihrer spektakulären Vertonung von Eisensteins Meisterwerk „Panzerkreuzer Potemkin“ ist ihr Ruf auch über die Grenzen Deutschlands geeilt. Ihr brandneues Werk ist der
musikalischen Adaption eines Klassikers des deutschen Stummfilms gewidmet. Mit „Menschen Am Sonntag“ verbinden Trio Bravo+ moderne Arrangements mit dem Groove&Rhythmus der späten 20er Jahre. Sie versuchen
auch etwas von der unbeschwerten Lebensfreude einzufangen, die damals den Sonntag der Menschen in der Weimarer Republik bestimmte. Der Film arbeitete
damals mit dem Mittel der Episode. Man griff willkürlich in das Leben eines Taxifahrers, einer Filmstatistin, eines Vertreters und einer Verkäuferin ein und
erzeugte so das Flair des sonntäglichen Berlins der 20er Jahre. So ähnlich verpacken auch Trio Bravo+ ihre kleinen und feinen musikalischen Geschichten und
Erinnerungen. Unwillkürlich taucht man so in eine längst vergangene Zeitepoche ein. Ute Bahn
Lonie Walker Change Is Good United One/Fenn Music @@@@
Die Chicagoer Singer/Songwriterin&Pianistin bezeichnet ihre Musik selber als
Acid-Blues, obwohl ich mir bei solchen Bezeichnungen eigentlich nie im Klaren bin, was man davon zu halten hat. Wenn Acid-Blues eine eingängige und vielschichtige
Mischung aus Blues, Jazz, Soul, Pop und Rock‘n‘Roll ist, dann bin ich mit Mrs. Walker einer Meinung. Was ihre Live-Qualitäten angeht, so ist die Dame sowieso über jeden
Zweifel erhaben. Dies kann jeder bestätigen, der das Energiebündel aus der „Windy-City“ je on stage erlebt hat. Auf ihrer dritten Scheibe „Change Is Good“
entführt uns Lonie ein weiteres Mal in ihren persönlichen Soundkosmos aus relaxter Soulkost, spritzigen Jazz-Intermezzi und richtig straighten Rock&Blues-Phasen. Frank Zöllner
Leslie West Blues To Die For Blues Bureau/Zomba @@@@
„Alt-Rocker und Blues-Veteran“ Leslie West ist auf der vorliegenden Scheibe zu
seinen Wurzeln zurückgekehrt. Nach Jahren umfangreicher Studioarbeit für jede Menge anderer Künstler & Bands hat er sich auf seinem neuen Soloalbum einen
lange gehegten Wunsch erfüllt. Elf Blues-Standards von „Crawlin‘Kingsnake“ über „Boom Boom“ bis „Born Under A Bad Sign“ hat Leslie zusammen mit einer handverlesenen Studiocrew eingespielt. Sehr stark orientiert am
elektronisch-infizierten Windy-City-Style haut Mr. West einen harten Blues-Sound aus den Saiten, der einem wohlige Schauer über den Rücken jagt. Tim Beldow
ERIC WOOLFSON’s POE More Tales Of Mystery And.. Limelight @@
Solo ebenso wie Alan Parsons nicht gerade sehr erfolgreich,
versucht es Eric Woolfson nun mal wieder mit einer Neubearbeitung des allseits bekannten Poe-Themas. Dazu hat er sich zwar etliche Sänger ins Studio geholt, verfehlt das
Thema aber mit einer durch und durch dürftigen Platte, die man wirklich keinem Fan des Alan Parsons Projects mit gutem Gewissen empfehlen kann. Einzig und alleine die
Komposition „The Murders In The Rue Morgue“ lässt den Genius von Wooldon kurzzeitig aufblitzen, wobei er sich bei dieser Nummer auch selbst die Leadstimme zutraut. Ansonsten herrscht stilistische
Geschmacksverirrung bis zur spanischen Flamenco-Gitarre. Eine schwache Leistung! Rainer Guérich
Decade The mix V.A. Superstition @@@@@
Das Hamburger Techno- und Trance-Label Superstition
Recordings feiert sein 10jähriges Bestehen mit einer Mix-Compi, die von MIJK van DIJK zusammengestellt wurde. Keine leichte Aufgabe für DJ MIJK, aus 10 Jahren Superstition Labelgeschichte mit all den unzähligen
Veröffentlichungen die Crème der besten Tracks herauszufiltern und auf diesem Mix zu verarbeiten. Das Ergebnis kann sich hören lassen, zeigt doch DJ MIJK auf mehr als 70 Minuten seine erstaunlichen Cut- und
Mixfähigkeiten. In 7 Parts hat der flinke DJ die CD unterteilt und dabei sage und schreibe 68 Superstition-Tracks verbraten. Mit dabei sind u.a. Humate, Jens
Mahlstedt, L.S.G., Marmion, Rabbit In The Moon, Thomas Schumacher, Quazar, Snitzer & Mc Coy und natürlich der Meister himself. Für Freunde des Tech-Trance ist die CD also ein absolutes Muss!
Bernd Lorcher
German Connection - Gefühlsecht (edel) @@@
Nach zwei French Connection-Samplern und einer italienischen Ausgabe der überaus erfolgreichen Reihe geht nun das deutsche Gegenstück an den Start.
Geboten wird ein topaktueller Szene-Überblick in deutschen Landen. Da finden wir Namen wie Wir Sind Helden, Rosenstolz, 2Raumwohnung, Riviera und Klee. Auch
wenn die Songs in den Media-Control-Charts wohl nur an unteren Positionen auftauchen werden, sagt dies nichts über die Musikalität der Tracks aus. Nur die
Neubearbeitungen von Hildegard Knef und Manfred Krug haben mich in diesem Zusammenhang dann doch etwas irritiert. Aber was soll‘s? Nach Bohlen, Kübelböck&Co sind wir ja für alles offen, oder? (YS)
The Eclectic Sound of Vienna (Klein/Zomba) @@@@
Für Freunde der gepflegten House &Club-Musik ist die
österreichische Hauptstadt nicht erst seit gestern eine der besten Adressen. Davon zeugt auch dieser Sampler aus dem Hause Klein-Records, auf dem man mal kurz in die aktive
Wiener-Szene reinschnuppern kann. Namen wie Waxolutionists, Tosca, Count Basic und Waldeck stehen für sich und garantieren innovative und kreative Floorfiller. Dass
die beteiligten Künstler im Booklet dabei noch einen Blick in ihre eigenen vier Wände erlauben, macht den Dreher für einige Fans vielleicht noch interessanter! (SM)
Republic Of Loose -Girl I‘m Gonna Fu*k You Up (Big Cat/Zomba) @@@@
Republic Of Loose kommen aus Dublin, waren unlängst mit den Fun Lovin‘ Criminals
auf ausgedehnter UK-Tour und stellen mit der vorliegenden Scheibe ihre 4-Track-CD vor, bis im März nächsten Jahres ihre Full-Length-CD erscheint. Zu dem Titel der
Scheibe, der gleichzeitig auch ihr angesagter Radiotitel ist, sei erwähnt, dass die Jungs damit regelmäßig aus allen Airplay-Listen fallen... Naja, der Song ist halt nicht
ganz jungendfrei. Dafür aber haben Republic einen so geilen Groove in ihren Sound gepackt, dass es locker für noch ‘ne ganze Menge mehr Stoff reicht. Irgendwo im
Feld zwischen 80er Jahre-Sound, Motown, 10cc und Urban-Soul ist ihr Sound angesiedelt. (FH)
Asia Lounge 3 (SPV) @@@@
Wie bereits die beiden Vorgänger zeigt auch die aktuelle Ausgabe der „Asia Lounge-Serie“ den immer stärker werdenden Einfluss asiatisch-orientalischer
Rhythmusstrukturen auf die Musikszene. Hiervon besonders „betroffen“ ist die ungemein vielschichtige und schnelllebige Floor-Szene und „eingefleischte“ Projekte
wie Asian Dub Foundation, Mo‘Horizons und Dissidenten. Auch Künstler wie Klaus Doldinger, Trilok Gurtu und Hattler, von ihrem Sound her doch eher jazz-orientiert,
sind schon seit Jahren dabei, ihre Klanginstallationen mit sphärischen Orient-Klängen zu verfeinern. Dieses Teil müsst ihr euch wirklich unbedingt zulegen! (FZ)
Hypnotic World Of Goa-Brightest Psychedelic Tracks Vol. I-VI (Coolmusic) @@@@
Die seit einigen Jahren erscheinende „World Of Goa“-Serie ist für alle Trance,
Ambient&Goa-Fans immer wieder ein Muss. Nach der letzten Veröffentlichung dieser Serie „The Dark Side Of Hypnotic World Of Goa“ überrascht uns Coolmusic jetzt mit
der „strahlenden Seite“ beatlastiger Dance-Mucke. Dabei bedient man sich aus dem immensen Fundus der Compi-Serie und hat die besten Tracks von Volume 1-6 zu
einem facettenreichen und sphärischen Soundteppich zusammengestellt. Die Tracks von Guru Atman, Cool, Fly und Damudi sind für das obligatorische Chillout bestens geeignet. (SM)
Woman-Nu Soul (Universal) @@@
Das Konzept ist denkbar einfach! R&B, 70er Style , HipHop &
Black Music feiern allgemein eine Renaissance. Und dass sich dabei auch und gerade Power-Frauen nach vorne singen, liegt voll im Trend. Was liegt also näher, als in Zusammenarbeit mit einer angesagten&brandneuen
Frauenzeitschrift mit Namen „Woman“ eine Compi auf den Markt zu bringen, die sich den verschiedenen, weiblichen Strömungen innerhalb der Black Music widmet? Da ist der
Dreher schnell bis zum Rand gefüllt, denn Namen wie India Arie, Myay, Kelis, Res und Common sprießen sozusagen über Nacht aus dem Boden und garantieren nur in Ausnahmefällen wirklich gute Musik. Trotzdem ist die
vorliegende Scheibe keine Fehlinvestition, ruhig mal anhören... (ST)
Luise Koschinsky - In Liebe Luise (BMG) @@@@
Da das Leben schon ernst genug ist, kommt diese CD von Luise Koschinsky, dem Alter Ego von Komödiant Hans Werner Olm, gerade richtig. 11 Titel gibt die
wunderbar schrullige Dame zum Besten, u.a. ein Duett mit Kai Ebel („Im Wagen vor mir“) und eine Ode an Günther Jauch („Wenn dir einer 1000 Küsse verspricht“). Keine
Frage, Luise hat kapiert, worum es im Leben geht. Eine Comedy-CD mit extrem hohen Unterhaltungswert! (DF)
HER MIT DEM SCHÖNEN LEBEN! - V.A Al Dente/Sony (2CDs) @@@@@
Dieser Doppeldecker hat es in sich und kann allen HipHop-
und Reggae-Freunden wärmstens empfohlen werden, trägt er doch zur Verbesserung der Lebensqualität nicht unerheblich bei. 36 Tracks finden sich ingesamt auf den beiden CDs,
wobei sich die Macher dieser Kompilation erfreulicherweise auch unveröffentlichten und Non-Album-Tracks bedient haben. Ein Blick ins Line-Up garantiert beste Unterhaltung: Microhone
Mafia feat. Anarchist Academy, Blumentopf feat. Johanna, Dr. Ring-Ding, Ruts DC vs. Zion Train, UB 40 feat. Gentleman & Bantu, Die Firma, Roey Marquis II. feat. Pal One, Court Jester’s Crew u.v.m. Her mit
dem schönen Leben, Einfallslosigkeit war gestern! (RG)
Deluxe Edition (Universal/verschiedene CDs)
Unter dem Titel DELUXE EDITION re-released Universal Music rechtzeitig zu Weihnachten 13 Meilensteine der Musikgeschichte in edler Verpackung. Mit den
Veröffentlichungen aus dem vergangenen Jahr umfasst die Deluxe-Reihe nun mittlerweile 28 Releases! Für den Sammler sind die exklusiven Neueditionen im 2 CD-Digipack unverzichtbar,
auch wenn er die Originale schon im CD-Regal stehen hat. Schließlich gibt es auf der Bonus-CD, die jeder Edition beigelegt wurde, eine Menge unveröffentlichtes Material,
Studio Outtakes und rare Remixe zu hören, die das Sammlerherz jubilieren lassen. Meine persönlichen Highlights sind insbesondere die Deluxe-Editionen von Joe
Jackson („Night & Day“), The Who („Who’s Next“) und The Allman Brothers („Live At Fillmore East“). Wahre Klassiker! Also, wer noch ein Weihnachtsgeschenk auf die
Schnelle braucht, mit den Deluxe-Editionen seid ihr auf der richtigen Seite. Hier nochmal alle Neuheiten der „Deluxe“ Reihe:
Donna Summer-Bad Girls Joe Jackson - Night & Day Sonic Youth - Dirty
Bob Marley-Rastaman Vibration Marvin Gaye - I Want You Lionel Richie - Can’t Slow Down The Who - Who’s Next Moody Blues - Night At The Red Rocks Howlin Wolf - The London Howlin Wolf Sessions
Gin Blossoms - New Miserable Experience Trio - Same The Allman Brothers - Live At Fillmore East Melissa Etheridge - Same (alle Deluxe-CDs über Universal Music)

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